Disclaimer: Der nachfolgende Beitrag dient ausschließlich zu allgemeinen Informationszwecken und kann weder eine individuelle ärztliche Beratung noch eine ärztliche Diagnostik ersetzen. Im Falle von Beschwerden sollte daher umgehend ein Arzt aufgesucht werden.
Plötzlich auftretende Schmerzen und ein ungewöhnliches Hautgefühl: Gürtelrose ist weit verbreitet, besonders im höheren Lebensalter, und kann den Alltag erheblich beeinträchtigen. Umso wichtiger ist es, die Warnsignale zu kennen und zu wissen, wann ärztlicher Rat notwendig ist. Entsprechend gehen wir im nachfolgenden Beitrag auf die Ursachen und Symptome, die Behandlungsmöglichkeiten sowie die vorbeugende Impfung gegen Gürtelrose ein.
Was ist Gürtelrose?
Gürtelrose, medizinisch Herpes Zoster genannt, ist eine schmerzhafte Erkrankung von Haut und Nerven. Typisch ist ein einseitiger Ausschlag mit kleinen, mit Flüssigkeit gefüllten Bläschen, der wie ein Streifen bzw. „Gürtel“ über eine Körperhälfte verläuft – zum Beispiel über Brust, Rücken oder Bauch. Der Bereich ist häufig gerötet, geschwollen und sehr empfindlich.
Viele Betroffene spüren bereits einige Tage vor dem Ausschlag erste Anzeichen wie ein Brennen, Ziehen, Kribbeln oder stechende Schmerzen in einem umschriebenen Hautareal. Weil von außen noch nichts zu sehen ist, werden diese Symptome anfangs oft mit Muskelverspannungen oder Rückenschmerzen verwechselt. Erst wenn die Bläschen auftreten, wird klar, dass es sich um Gürtelrose handeln könnte.
Gürtelrose: Ursachen
Die Ursache der Gürtelrose ist das Varizella-Zoster-Virus, das auch die bekannten Windpocken auslöst. Nach einer Windpocken-Infektion verschwindet der Erreger nicht vollständig aus dem Körper. Stattdessen zieht er sich in Nervenknoten (Ganglien) entlang der Wirbelsäule oder im Kopfbereich zurück und verbleibt dort in einer Art Ruhezustand – oft über Jahrzehnte.
Kommt es zu einer Schwächung des Immunsystems, kann das Virus wieder aktiv werden. Es wandert dann entlang der betroffenen Nervenbahn zur Hautoberfläche und verursacht den typischen, einseitigen Ausschlag mit Bläschen. Dass die Hautveränderungen meist nur auf einer Körperseite auftreten und bandförmig verlaufen, spiegelt diesen Weg entlang eines einzelnen Nervs wider.
Eine solche Reaktivierung des Virus wird durch verschiedene Faktoren begünstigt. Häufig spielt das Alter eine Rolle, denn mit zunehmenden Lebensjahren lässt die Immunabwehr nach – deshalb tritt Gürtelrose besonders oft bei Menschen über 50 auf. Auch chronische Erkrankungen wie Diabetes, Krebserkrankungen, eine HIV-Infektion, bestimmte Medikamente (zum Beispiel Chemotherapien oder längerfristige Kortisontherapien) sowie starker körperlicher oder seelischer Stress können das Risiko erhöhen.
Gürtelrose: Symptome
Die Gürtelrose verläuft in der Regel in zwei Phasen: Zunächst kommt es zu Vorboten, anschließend zu den typischen Hautveränderungen. In der Anfangsphase klagen Betroffene häufig über brennende, stechende oder ziehende Schmerzen in einem umschriebenen Hautareal, meist auf nur einer Körperseite. Dieser Bereich kann sich gleichzeitig empfindlich, taub oder „pelzig“ anfühlen. Auch leichtes Fieber, Müdigkeit und ein allgemeines Krankheitsgefühl sind in dieser Phase möglich, ohne dass auf der Haut schon etwas zu sehen ist.
Wenige Tage später folgt der charakteristische Ausschlag. Zunächst erscheinen gerötete, leicht geschwollene Hautareale, auf denen sich anschließend kleine, mit klarer Flüssigkeit gefüllte Bläschen bilden. Diese gruppieren sich bandförmig entlang eines Nervensegments und verlaufen daher typischerweise wie ein Gürtel oder Streifen über eine Körperhälfte – häufig am Brustkorb, Rücken oder Bauch, seltener an Armen, Beinen oder im Gesicht. Die Bläschen trocknen nach einigen Tagen ein, verkrusten und heilen innerhalb von zwei bis vier Wochen ab. In diesem Zeitraum kann die betroffene Haut empfindlich bleiben oder jucken.
Im Vordergrund der Gürtelrose stehen oft die Schmerzen. Sie werden von vielen Betroffenen als brennend, bohrend oder elektrisierend beschrieben und können sowohl in Ruhe als auch bei kleinsten Berührungen auftreten. In ausgeprägten Fällen beeinträchtigen sie sogar den Schlaf, Konzentration und Alltagsaktivitäten deutlich. Befindet sich die Gürtelrose im Kopfbereich – etwa im Bereich des Auges oder Ohres – können zusätzliche Symptome wie Sehstörungen, Ohrenschmerzen, Hörminderung oder Schwindel hinzukommen. Unabhängig von den konkreten Symptomen sollte bei ersten Anzeichen auf Gürtelrose ein Arzt aufgesucht werden, um eine geeignete Behandlung einzuleiten und Komplikationen zu vermeiden.
Gürtelrose: Behandlung
Die Behandlung der Gürtelrose verfolgt zwei Hauptziele: Zum einen soll die Virusvermehrung gebremst werden, zum anderen sollen Schmerzen gelindert und Komplikationen verhindert werden. In der Regel erfolgt die Therapie ambulant durch den Hausarzt oder einen Hautarzt. Ein Krankenhausaufenthalt ist nur bei schweren bzw. komplizierten Verläufen – etwa bei Befall von Auge oder Gehirn – erforderlich.
Ein wesentlicher Baustein der Behandlung stellen virushemmende Medikamente (Virostatika) wie z.B. Aciclovir, Valaciclovir oder Famciclovir dar. Diese Wirkstoffe können das Varizella-Zoster-Virus zwar nicht vollständig aus dem Körper entfernen, aber seine Vermehrung deutlich verlangsamen. Idealerweise beginnt die Einnahme innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten des Ausschlags. Dadurch lassen sich Dauer und Schwere der Erkrankung verringern und das Risiko späterer Nervenschmerzen senken.
Ebenso wichtig ist eine konsequente Schmerztherapie. Je nach Ausprägung kommen klassische Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol, ggf. in Kombination mit stärkeren Schmerzmitteln, in Frage. Bei ausgeprägten Nervenschmerzen können zusätzlich Medikamente eingesetzt werden, die gezielt auf Nervenschmerz wirken (z. B. bestimmte Antidepressiva oder Antiepileptika). Zudem sollten die aufgetretenen Bläschen sauber und trocken gehalten und nicht aufgekratzt werden, um Entzündungen und Narben zu vermeiden.
Bei Befall im Gesicht, insbesondere im Bereich von Auge oder Ohr, ist eine fachärztliche Mitbehandlung (Augenarzt, HNO-Arzt) notwendig. Hier können neben den allgemeinen Maßnahmen zusätzliche, spezialisierte Therapien erforderlich sein, um Seh- oder Hörschäden zu verhindern. Nach Abheilung der akuten Gürtelrose kann – insbesondere bei älteren Menschen – die Impfung gegen Gürtelrose sinnvoll sein, um das Risiko eines erneuten Ausbruchs deutlich zu reduzieren; dies sollte individuell mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.
Gürtelrose: Impfung
Die Impfung gegen Gürtelrose richtet sich in erster Linie an Erwachsene ab einem bestimmten Alter oder mit bestimmten Vorerkrankungen. Verwendet wird in Deutschland ein sogenannter Totimpfstoff, der kein lebendes Virus enthält. Er regt das Immunsystem gezielt dazu an, die Abwehr gegen das Varizella-Zoster-Virus zu stärken – also genau gegen den Erreger, der nach einer Windpocken-Erkrankung später eine Gürtelrose auslösen kann. Studien zeigen, dass die Impfung das Risiko für Gürtelrose deutlich senken und vor allem schwere Verläufe und lang anhaltende Nervenschmerzen (postherpetische Neuralgie) wirksam reduzieren kann.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Gürtelrose-Impfung als Standardimpfung für alle Personen ab 60 Jahren. Für bestimmte Risikogruppen – zum Beispiel Menschen mit geschwächtem Immunsystem, chronischen Grunderkrankungen wie Diabetes, chronischen Lungenerkrankungen oder einer schweren Nierenerkrankung – wird die Impfung bereits ab 50 Jahren angeraten. Sie besteht in der Regel aus zwei Dosen, die im Abstand von einigen Monaten verabreicht werden. Der Impfschutz ist nach derzeitigem Kenntnisstand mehrere Jahre wirksam; ob und wann eine Auffrischung sinnvoll ist, wird fortlaufend wissenschaftlich überprüft.
Wie jede Impfung kann auch die Gürtelrose-Impfung Nebenwirkungen verursachen. Häufig kommt es an der Einstichstelle zu Rötung, Schwellung, Druckschmerz oder einer leichten Überwärmung. Zudem berichten viele Geimpfte in den ersten ein bis zwei Tagen über allgemeine Beschwerden wie Müdigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen oder leichtes Fieber – Zeichen dafür, dass das Immunsystem aktiv wird. Diese Reaktionen sind in der Regel mild bis moderat ausgeprägt und klingen nach kurzer Zeit von selbst wieder ab. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind sehr selten; bei Unsicherheiten oder länger anhaltenden Beschwerden sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.
Interessant ist zudem, dass aktuelle Studien Hinweise darauf liefern, dass die Gürtelrose-Impfung möglicherweise nicht nur vor Herpes zoster und dessen Komplikationen schützt, sondern auch das Risiko für bestimmte Formen von Demenz senken könnte. Der genaue Zusammenhang ist noch nicht abschließend geklärt, zudem handelt es sich bislang nur um Beobachtungsdaten, die keinen eindeutigen Beweis erlauben. Dennoch deuten mehrere Analysen darauf hin, dass Menschen, die gegen Gürtelrose geimpft wurden, im Durchschnitt seltener eine Demenzdiagnose erhalten. Die Forschung in diesem Bereich läuft weiter; bis klare Empfehlungen ausgesprochen werden können, steht bei der Impfung in erster Linie der Schutz vor Gürtelrose und ihren teils schweren Folgeerkrankungen im Vordergrund.
Häufig gestellte Fragen
Ist Gürtelrose ansteckend?
Gürtelrose selbst ist nur eingeschränkt ansteckend. Man kann sich nicht im eigentlichen Sinne „mit Gürtelrose anstecken“, sondern mit dem zugrundeliegenden Varizella-Zoster-Virus. Wer noch keine Windpocken hatte und nicht dagegen geimpft ist, kann sich bei Kontakt mit der Flüssigkeit aus den Bläschen infizieren – entwickelt dann aber zunächst Windpocken und nicht direkt Gürtelrose. Für Menschen, die Windpocken bereits durchgemacht oder eine Varizellen-Impfung erhalten haben, besteht in der Regel keine Ansteckungsgefahr im Sinne einer neuen Infektion.
Solange noch frische Bläschen vorhanden sind, sollte ein direkter Hautkontakt mit den betroffenen Stellen vermieden werden. Insbesondere Schwangere, Neugeborene und Personen mit stark geschwächtem Immunsystem sollten keinen engen Kontakt zu erkrankten Personen haben.
Heilt Gürtelrose von alleine?
Gürtelrose ist eine Erkrankung, die prinzipiell von selbst abheilen kann. Bei vielen Betroffenen klingen der Ausschlag und die akuten Beschwerden innerhalb von zwei bis vier Wochen wieder ab. Allerdings können die Schmerzen sehr stark sein, und es besteht das Risiko von Komplikationen, insbesondere von lang anhaltenden Nervenschmerzen (Post-Zoster-Neuralgie). Deshalb wird eine frühzeitige ärztliche Behandlung bei Auftreten der Symptome dringend empfohlen – sie verkürzt oft den Verlauf und senkt das Risiko für Folgeerkrankungen.
Kann Gürtelrose tödlich sein?
In den allermeisten Fällen verläuft Gürtelrose nicht lebensbedrohlich und heilt mit passender Behandlung folgenlos oder mit nur geringen Restbeschwerden ab. Für gesunde Erwachsene besteht in der Regel kein hohes Sterberisiko. Schwerwiegende, selten auch lebensbedrohliche Verläufe können vor allem bei Menschen mit stark geschwächtem Immunsystem auftreten, etwa im Rahmen einer Krebserkrankung, einer HIV-Infektion oder unter immunsuppressiver Therapie. Gefährlich sind zudem Verläufe, bei denen das zentrale Nervensystem (z. B. Hirnhautentzündung) oder innere Organe betroffen sind.



